Der Bulli verbindet
Eine Panne, mitten im bulgarischen Hinterland. Plötzlich lassen sich nur noch erster und zweiter Gang einlegen. Mit 30 km/h rollt der T3 auf der Autobahn in die Hauptstadt Sofia. Zum Glück hat eine bulgarische Reisebekanntschaft innerhalb von nur fünfzehn Minuten einen Termin bei einem ortsansässigen Mechaniker organisiert. Dessen Diagnose: Getriebeschaden. Genau das Szenario, vor dem sich Regina und Thomas immer gefürchtet haben. „Und dann fragte der Mechaniker per Google Translate, ob er denn jetzt gleich ein neues Getriebe einbauen solle – er hätte in seinem Ersatzteillager noch einige passende gebrauchte rumliegen“, erinnert sich Regina. „Wir waren völlig verdutzt und fragten zaghaft nach den Kosten. 230 Euro mit Einbau, Freundschaftspreis unter VW T3 Liebhabern.“ Drei Stunden später ist das Trio wieder auf Tour. So läuft das, wenn man im alten VW Bulli unterwegs ist.
Träume werden wahr
Unsere drei Protagonisten sind alle Mitte Dreißig und ein eingespieltes Team: Regina, Thomas und Edelweiss, ihr T3 Bulli von 1988. Er ist seit anderthalb Jahren das Zuhause der beiden Österreicher, denn so lange sind sie schon auf Weltreise. Seither hat das Trio rund 21.500 Kilometer gemeinsam erfahren. Edelweiss hat sich als zuverlässiges Fahrzeug bewährt, als Zuhause mit Panoramaterrasse und als mobiler Arbeitsplatz. Oder, wie Thomas zusammenfasst: „Er ist mehr als ein Auto – er ist Familienmitglied und Reisepartner.“
Dass Regina und er gerade mit einem alten Bulli auf Weltreise sind, ist natürlich kein Zufall. Thomas, bereits als Kind nachhaltig durch Campingurlaube im VW Bus „infiziert“, ist schon seit 2010 im Besitz des T3. Seitdem war mit seinem Edelweiss getauften Camper fast jede freie Minute in der Natur unterwegs. Bald entstand der nächste Traum – eine Reise nach Indien. Und als Thomas 2016 Regina kennenlernte, war es eine der ersten Fragen, die er ihr stellte: Könntest du dir eine Weltreise im Camper vorstellen? Regina, noch ohne jeden Campingbezug, ließ sich von Thomas und Edelweiss schnell überzeugen.
Für das ganz große Abenteuer haben die beiden Edelweiss zunächst komplett entkernt, generalüberholt, neu lackiert und nach eigenen Vorstellungen ausgestattet. Den Großteil der Arbeiten übernahmen Regina und Thomas selbst – Bordelektrik, Solarsystem, Wasserfilter oder Innenausbau, alles in Eigenarbeit. Vor allem Regina entdeckte in dieser Zeit ihr handwerkliches Geschick neu und stieg auch tief in die Automechanik ein. Sie kennt jetzt jede Ecke von Edelweiss. Nur die Lackierung und den Motor machten Regina und Thomas nicht selbst. Anderthalb Jahre dauerte es, bis ihr T3 Bulli weltreisetauglich und aus dem Freizeitmobil ein dauerhaftes Zuhause geworden war. Mit 33 Jahren und 209.000 Kilometern auf der Uhr konnte Edelweiss auf seine mit Abstand längste Reise gehen.