Aus Spaß wird Ernst
Bereits im Oktober 1995 zeigt Volkswagen auf der Tokyo Motor Show überraschend eine deutlich überarbeitete Version des Concept 1, diesmal in schlichtem Schwarz. Heute wissen wir: Ihr Design ist mit dem des späteren New Beetle schon weitgehend identisch. Sie ist beispielsweise satte 24 Zentimeter länger als die 1994er Studien, die mit nur 3,80 Meter Außenlänge eher Polo Format hatten. Nun steckt unter der schwarzen Karosserie aber die größere Plattform der vierten Golf Generation, die im Herbst 1995 bereits intensiv erprobt wird. War Concept 1 in seiner Urform für Volkswagen Chef-Designer Hartmut Warkuß eher eine „Karikatur des Käfers“, erscheint ihm die überarbeitete Version von Tokio noch gelungener: „Der Concept 1 ist dadurch mehr zu einem Auto gereift. Er hat etwas von diesem Spielzeughaften verloren und ist zu einem realistischeren Auto gewachsen.“ Realistisch auch die Einschätzung des damaligen Vorstands für Forschung und Entwicklung, Prof. Dr.-Ing. Ulrich Seiffert: „Bis der Concept 1 in den Schaufenstern steht, werden wir wohl noch dreimal Weihnachten feiern.“ Die Begeisterung ist trotzdem ungebrochen – noch auf der Messe in Tokio wollen angeblich 21.000 Kunden (!) einen Vorvertrag für den neuen Käfer unterschreiben.
Bis zur nächsten Evolutionsstufe dauert es nicht lange, denn im Januar 1996 findet wieder einmal die North American International Auto Show in Detroit statt. Und wieder einmal steht eine Volkswagen Studie im Rampenlicht: the new Beetle heißt sie, womit erstmals auch der Name des späteren Serienmodells bekannt wird. Ein formatfüllendes Glasschiebedach im Stil des Porsche 993 targa sorgt für neue Spekulationen, ob es den New Age Käfer tatsächlich auch als Cabrio geben wird. Mit seiner Lackierung in cybergreen perleffekt und einer hellgrau-gelben Innenausstattung zeigt er sich deutlich farbenfroher als der schwarze Concept 1 von Tokio. Vier Airbags, Allradantrieb und der damals brandneue „Super-TDI“ mit 110 PS geben einen Ausblick auf die Technik der Serienversion. Im Frühjahr 1996 steht die Studie auch auf dem Genfer Automobilsalon, wo Volkswagen mit einem weiteren Gag aufwartet: die Homepage www.beetle.de geht ans Netz. Hier können Interessenten aus aller Welt den neuen Käfer online ansehen, „ihren“ Beetle virtuell gestalten, Ideen einbringen und ihre Adresse hinterlassen, um weiter über die Entwicklung des Fahrzeugs informiert zu werden. Im Jahr 1996 ziemlich innovativ und nicht weniger als eine Weltpremiere – erstmals nutzt ein Autohersteller das Internet, um Meinungen einzuholen, Ideen zu sammeln und über ein Produkt zu informieren, das sich noch in der Entwicklung befindet. Durchaus erfolgreich, denn in knapp zwei Jahren verzeichnet die Website zum New Beetle über 1,2 Millionen Aufrufe.